Die weise Eule

Titel: Die weise Eule
Autor: SchaumbadSarah
Inhalt: Hermine macht sich Gedanken über ihr Leben und ihre Gefühle
Altersbeschränkung: ab 6
Disclaimer: Personen gehören J. K. Rowling, ich verdiene kein Geld mit dieser Geschichte
Kategorie: Romancefic
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Es war dunkel im Gemeinschaftsraum der Gryffindors und die Stille, die den Raum bedeckte, schien man schneiden zu können. Nur das gelegentliche Rascheln von Buchseiten durchdrang das Schweigen des Raumes. Es war eine fast romantische Szenerie, eine Eule saß auf dem Sims des geöffneten Fensters, der Mond schien hell und klar auf das mächtige Schloss und drang in den Raum hinein, sodass das Mädchen, welches vor dem Fenster nahe dem Kamin saß, kein Licht benötigte. Eine warme Brise wehte durch ihr Haar. Es war perfekt, nur das Mädchen spürte nichts von dieser Atmosphäre, die den Raum umgab. Sie las in einem Schulbuch, so wie in den vorherigen Sommernächten, doch heute nahm sie nichts davon wahr, was auf den Seiten geschrieben stand. Sie überflog die Seiten ohne zu wissen, um welches Thema es sich handelte. Der einzige Grund warum sie in dieser Nacht in dem großen Lehnsessel saß und las, war die Gewohnheit. Und die Tatsache, dass sie sowieso nicht hätte einschlafen können. Ungewöhnliche Gedanken plagten sie, Gefühle, von denen sie nie etwas geahnt hätte. Und nun musste sie sich auch noch damit auseinander setzen.
Nicht genug, dass sie für die Schule lernen musste, nicht nur für sich, auch für ihre Freunde, um ihnen bei den Hausaufgaben helfen zu können, auch die Angst vor den ständig wiederkehrenden Gefahren, denen sie sich unwillkürlich zu stellen hatte, machten sie schier verrückt. Die gesamten sechs Jahre hatten sie geprägt. In diesen sechs Jahren hatte sie erfahren, was es heißt Angst zu haben und seinen Mut zu beweisen. Sie war einerseits glücklich dies alles erlebt zu haben, Abenteuer zu bestehen, mit ihren Freunden etwas gegen die böse Macht tun zu können, andererseits erschien ihr dies alles ausweglos und ohne ein wahres Ziel. Hatten sie eine Hürde bewältigt, stellten sich ihnen neue Hindernisse in den Weg. Sie war es Leid zu kämpfen und zu kämpfen für nichts und wieder nichts und immer mit der Angst, sie könne jemanden ihrer besten Freunde verlieren, leben zu müssen. Wozu für die Schule lernen, das Leben hatte ihr in ihren jungen Jahren schon genug Lehren erteilt, mehr, dem war sie sich sicher, konnte nicht auf sie warten. Wozu Bücher wälzen, gute Noten konnten sie in einen Kampf, Auge in Auge mit dem Bösen nicht retten. Und jetzt auch noch diese Gefühle. Sie hatte es geahnt, sie hätte die Zeichen deuten müssen. Er war ihr schon immer mehr als ein Freund gewesen, doch sie hatte es sich nicht eingestehen wollen. Wie naiv war sie gewesen, zu denken, die Schule und Zensuren seien das wichtigste auf der Welt.
Nein.
Freundschaft. Zusammenhalt. Liebe.
Dies waren grundlegende Dinge, die man aus keinem Buch erfahren konnte und genau das hatte sie übersehen. Sie studierte all die Jahre unendliche Bücher auswendig ohne zu merken, dass das wahre Leben sich direkt vor ihren Augen abspielte.
Endlich schlug sie das Buch zu. Ihr Blick wanderte aus dem Fenster. Eine Weile starrte sie nur gedankenverloren hinaus, ihr Blick wanderte über Berge, Wiesen, den verbotenen Wald, dann bemerkte sie, das die Eule auf dem Sims sie beobachtete. Sie blickte ihr in die Augen und meinte, die Eule würde ihr in allem zustimmen, über was sie eben gegrübelt hatte. Aber natürlich war dies unmöglich, oder?
In diesem Augenblick schwang die Eule ihre Flügel und erhob sich elegant in die Lüfte. Das Mädchen blickte ihr nach und wünschte sich, auch diese Freiheit genießen zu können. "Hey, Hermine, du sitzt ja schon wieder hier unten und lernst. Willst du nicht langsam mal ins Bett gehen?"
Das Mädchen drehte sich um. Vor ihr stand ein rothaariger Junge in ihrem Alter. Seine vielen Sommersprossen leuchteten fast als er direkt im Schein des Mondes stand. Er gähnte und reckte sich. Das Mädchen sagte:
"Vielleicht hast du recht, Ron."
Erst blickte sie auf den Boden, dann nahm sie all ihre Furcht ab, stand auf und umarmte den Jungen. Er schien verduzt, doch erwiderte nach kurzem Zögern ihre Umarmung. Sie wussten nicht, wie lange sie dort so gestanden hatten, es war ein zeitloses Geschehnis.
Ja, dachte das Mädchen, vielleicht bin ich schlau genug für die Schule, doch für die Liebe bin ich noch lange nicht reif genug.
"Hermine? Vielleicht sollten wir jetzt ins Bett gehen, es ist schon spät.", meinte der Junge und löste sich dabei sanft aus der Umarmung.
"Ja, gut. Geh schon vor, ich sammle noch meine Bücher auf.", erwiderte das Mädchen und wandte sich von ihm ab. Es hätte der schönste Moment ihres Lebens sein sollen, doch er war vorüber gegangen wie alle anderen Momente ihres Lebens. Als sie den Raum verließ, sah sie sich noch einmal um. Jetzt bemerkte sie erst die Atmosphäre, die diesen Raum umgab und sie lächelte. Dies war jetzt ihr gemeinsames Geheimnis. Vor zehn Minuten war es noch ihr Geheimnis gewesen, doch nun teilte sie es mit ihm. Vielleicht war dies ein Anfang, dachte sie. Langsam stieg sie die schmale Wendeltreppe hinauf. Oben an ihrem Fenster wartete schon die Eule auf sie, weise im Mondlicht sitzend.

Written by: SchaumbadSarah