Frei wie ein Engel
von Fleur aus Aslaug


Die Sonne schien mir ins Gesicht und kitzelte sachte meinen Nasenrücken. Es war ein schöner Tag. Zu schön. Eine einsame Träne kullerte mir die blasse Wange hinunter. Die Träne glitzerte wie das helle Licht das auf einen Kristall bricht. Es war warm und doch war mir kalt. Mein Hemd flatterte im seichten Frühlingswind. Der Beton war hart unter den nackten Füßen. Es roch nach Freiheit. Frei sein. Das wollte ich. So frei wie ein Engel, wie ein Engel der davon fliegt. Ich trat einen Schritt nach dem anderen und blieb stehen. Das Herz pochte als wollte es mir aus der Brust springen. Tiefe, unendliche Tiefe. Freiheit. Ich wusste es würde nicht einfach sein. Ich hatte mir nichts vorgemacht. Die einsame Träne wurde dicker. Salzig lief sie die Lippen herab. Sie fiel und zersprang. Zersprang wir zartes Porzellan. So zart. Wie ein Engel. Ich wollte nicht eingesperrt sein. Ausbrechen musste ich. Ausbrechen aus jener Enge. Ich wollte doch frei sein! Nur noch ein Schritt. Nur noch ein Schritt trennte mich von ihr. Der Freiheit. Spitz bohrte sich die Kante in meine Ballen. Die Hauswand fiel steil ab. Ein letztes Mal atmete ich tief durch. Breitete die Arme wie Flügel und sprang. Sprang in die Freiheit.
Ich bin frei, frei wie ein Engel.




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Das Copyright dieser Kurzgeschichte liegt ausschließlich bei Fleur · Mail: Frie0908@aol.com · Diese Geschichte wurde nur hier in Mandragoras veröffentlicht.