Der Bursche der das Gute erlernte
von Fleur aus Aslaug


Es war einmal eine bitter arme Bauernfamilie. Diese hatte drei Söhne. Die älteren zwei Jungen waren gut und voller Tatenkraft, sie halfen ihrem Vater bei der alltäglichen Arbeit auf dem Felde und beim Hüten des Viehs, sogar ihrer Mutter halfen sie beim Kochen, doch der Dritte und jüngste Sohn war böse und ließ sich wohl ergehen während die anderen hart schufteten. Das entging dem Vater natürlich nicht und er sprach eines Tages zu ihm: „Bursche! Du hilfst uns nie, lässt deine Mutter schuften bis sie fast umfällt, so etwas will ich nicht dulden! Gehe hinaus in die weite Welt und erlerne das Gute! Erst wenn du weißt wie man Anderen Gutes tut sollst du wieder kommen!“ Der Sohn musste nun also hinfort gehen. Seine Mutter gab ihm ein Laib Brot und er ging widerstrebend von dannen. Er ging durch Felder, Wälder und Wiesen, bis er, am vierzehnten Tage, als sein Brot schon längst im Magen lag, hungrig an einer Mühle ankam. Ohne anzuklopfen trat er ein und setzte sich mit den Füßen auf einem Tisch der in der Mitte des kleinen Raumes stand auf eine Bank. Er hörte Getrappel und ein älterer Mann kam die Treppe hinunter, als dieser den Bauernsohn erblickte erschrak er, fasste sich jedoch wieder schnell und sprach mit wütender Stimme: „Also wirklich! Du Bursche, was machst du hier? Trittst einfach so in meine Hütte ohne anzuklopfen, du hast keine Manieren!“ Der Jüngling ruckte nur ignorierend mit dem Kopf und meinte ungehalten: „Nun ja, mein Herr ich laufe schon seit vielen Tagen so durch die Wiesen Felder und Wälder ohne etwas im Magen zu haben ich suche nach Unterkunft, habe jedoch kein Geld! Wenn Sie mir einen Platz zum Schlafen geben und mir Nahrung zur Sättigung geben würden dann soll ich auch hart arbeiten! Die Kornsäcke will ich vom Bauern abholen, die Mühle will ich stets am Laufen halten, und das gemahlene Korn will ich immer zum Bäcker tragen!“ Der Müller nickte nun mit einer bisschen bereitwilligeren Miene und machte dem Burschen aus mehreren Leinentüchern ein Bettgemach auf der Bank und legte ihm ein Stückchen Brot darauf. Der Bube blieb und nächtigte, nicht nur einen Tag sondern mehrere, doch arbeiten, arbeiten tat er nicht, er schaute dem fleißigen Müller nur zu wie er die Mühle am drehen hielt und das Korn und Mehl fortbrachte und ließ es sich gut ergehen. Das wurde dem Müller natürlich zu bunt und am siebten Tage sagte er schroff zu dem bösen Burschen: „Bursche! Du hilfst ja nie so wie du es gemeint hattest! Du sollst hinfort gehen und darfst erst wiederkommen wenn du weißt wie man sich Gut benimmt!“ Und der Jüngling zog abermals widerstrebend fort. Er ging durch Felder, Wälder und Wiesen bis er nach weiteren vierzehn Tagen an ein Wirtshaus kam. Es roch nach leckerer heißer Hühnersuppe, der Bube trat hinein und setzte sich auf einem Hocker hinter dem Tresen. Da kam der Wirt aus einem anliegenden Raum gelaufen, als er den Burschen erblickte ballte er die Hände zu Fäusten und fing an zu brüllen: „Also wirklich! Ungezogener Bube! Was machst du hinter meiner Theke? Setze dich an einen Tisch und zahle gefälligst!“ Der Bube starrte in das zornige Gesicht des Wirts und antwortete trotzig: „Nun, ich laufe schon seit Tagen daher, ohne etwas zu Essen, ich wollte sie fragen ob sie mir Unterkunft gewähren und Nahrung geben? Natürlich will ich auch hart arbeiten! Ich will in der Küche die Mahlzeiten für die Gäste bereiten, diese bewirten und abends immer die Räume reinigen!“ Einen kurzen Moment überlegte der Wirt und willigte dann ein. Er wies dem Bauernsohn ein Zimmer zu und gab ihn eine große Schale mit der duftenden Hühnersuppe. Der Jüngling blieb und nachtete. Er ließ es sich gut ergehen, doch arbeiten tat er nicht, er sah dem Wirt nur zu wie er sich abmühte, die Gäste bewirtete, kochte und die Räume sauber hielt. Doch auch der Wirt ließ es sich nach dem siebten Tage nicht mehr gefallen und meinte streng zu dem ungehorsamen Lümmel: „Bursche! Du hilfst ja nie so wie du es gemeint hattest! Du sollst hinfort gehen und darfst erst wiederkommen wenn du weißt wie man sich Gut benimmt!“ Und so musste der Bursche ein drittes Mal murrend weiterziehen. Er lief durch Felder, Wälder und Wiesen und nach weiteren langen vierzehn Tagen kam er an eine kleine schon heruntergekommene Holzhütte. Er riss die Tür so auf, dass die Wände wackelten und trat ein. An der Seite stand ein einsamer Lehnstuhl wo er sich niederließ. Nach einer Weile öffnete sich die Tür und ein altes buckliges Weib trat ein. Sein Blick ruhte auf den Burschen und mit schwacher aber empörter Stimme sprach es so laut wie es seine heisere Stimme zuließ: „Ungezogener Bube! Hat dir denn niemand gelehrt anzuklopfen bevor man in fremde Stuben eintritt? Also wirklich!“ „Ach altes Weiblein.“ Sprach der Bursche das allererste Mal etwas kleinlaut, „Ich laufe schon seit mehreren Tagen so daher und suche eine Unterkunft und einen Platz um mich zu stärken! Können Sie mich nicht aufnehmen gute Frau? Natürlich will ich Euch auch bei der täglichen Arbeit helfen! Ich will die Ziegen hüten, die Kräuter und Pilze sammeln, und das Feuerholz hacken!“ Das alte Weiblein gewährte dem jungen Bauernsohn Unterkunft und richtete ihm ächzend vor Anstrengung ein Bett her und gab ihm einen Fladen. Der Bube fühlte ein seltsames Gefühl, es war ein neues, schreckliches Gefühl, war es Mitleid? Der Bursche blieb die Nacht über und am nächsten Tag, nicht so wie bei dem Müller und dem Wirt arbeitete er nicht, nein, er arbeitete fleißig, so wie er noch nie zuvor gearbeitet hatte. Er hütete die Ziegen, sammelte Pilze und Kräuter und hackte das Feuerholz. Das Weiblein wurde zusehend fröhlicher und dankbarer und der Junge wurde zusehends glücklicher. Eines Tages kam der Bursche mal wieder vom Ziegenhüten und wollte direkt das Holz hacken, doch das alte Weib hielt ihn auf und sprach: „Ach lieber Junge! Du hast mir so gut getan! Ich will dir aber nicht mehr zu Last fallen! Geh nach Haus und nehme diese Rose an dich, wenn du an deinem alten Haus angekommen bist, dann nehme dir einen Krug und stelle die Rose ins Wasser.“ Das Weiblein gab ihm eine alte verwelkte Rose und der Jüngling ging wie ihm geheißen in Richtung nach Hause. Er lief durch Wiesen, Wälder und Felder, kam an dem Wirtshaus und der Mühle vorbei. Nach vielen Tagen erblickte er endlich das wohlbekannte Haus in dem seine Familie lebte, Ihnen fiel er glücklich in die Arme. Dann nahm er sich einen Krug, füllte ihn mit Wasser und stellte die verwelkte Rose in den Krug, doch kaum hatte das Wasser den Stiel der Rose benutzt, verwandelte sich das Haus in einen großen mit Juwelen besetzten Palast, in allen Töpfen und Behältern steckten Edelsteine und Perlenketten, die Familie war sprachlos, doch seit diesem Tage an lebten sie glücklich und reich. Doch noch eines hatte sich verändert: Der erst böse Bursche hatte das Gute erlernt und seitdem half er immer wenn es was zu arbeiten gab tatkräftig mit. Und wenn sie noch nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute…




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