Schreibwettbewerb

Gewinner vom letzten Wettbewerb: Die neuen Nachbarn

1. Platz - acm1961 aus Aslaug

Die neuen Nachbarn

Als wir nach Mold-on-the-Wold zogen, änderte sich mein Leben so gründlich, wie ich es mir nie hätte vorstellen können. Das lag sicher daran, dass ich schon am ersten Tag eine Freundin gefunden hatte. Vor dem Chaos des Umzugs war ich in den Garten geflüchtet und hatte in der hinteren Ecke ein Loch in der Hecke entdeckt, die unser Grundstück abgrenzte. Und durch das Loch hatte ich ein Mädchen gesehen, das gerade mal so groß war wie ich und auch genau so alt, wie sich herausstellte, nämlich sechs Jahre. Sie hieß Ariana Dumbledore und wir hatten uns sofort supergut verstanden und spielten seitdem jeden Tag zusammen. Meine Eltern hatten nichts dagegen, denn Arianas Eltern waren sehr vornehme Leute, die ihnen gleich ihre Aufwartung gemacht und sie völlig für sich eingenommen hatten. Keine Ahnung wie sie das angestellt hatten, aber ich nahm es gerne hin. Es war richtig erholsam, mal mit einem Mädchen zusammen zu sein, wenn man wie ich drei ältere Brüder hatte. George, Charles und Peter waren wirklich unerträglich. Ständig quälten und piesackten sie mich, wenn unsere Eltern nicht aufpassten. George war mit seinen zwölf Jahren der schlimmste, aber er zog Charles, der nur anderthalb Jahre jünger war, und Peter, der zwei Jahre älter war als ich, immer mit. Auch Ariana hatte zwei ältere Brüder, Albus und Aberforth, aber die taten uns nichts, ganz im Gegenteil, manchmal spielten sie gutmütig eine Runde Ball oder Karten mit uns oder bauten uns eine Hütte im Garten. Das wäre meinen Brüdern nie eingefallen. Die waren grausam und brutal. Darum bekam ich auch so einen Riesenschreck, als ich die drei eines Nachmittags an dem Loch in der Hecke sah. Was machten sie hier? Vorsichtig schlich ich näher, damit ich das Gespräch belauschen konnte. "Wie macht die das?" hörte ich Charles aufgeregt zischen. "Das geht doch nicht mit rechten Dingen zu", knurrte George. "Das kleine Biest ist eine Hexe!" murrte Peter. "Wir sollten sie verprügeln!" Mich überlief es heiß und kalt. Mir war klar, dass sie Ariana beobachteten. Jetzt werdet ihr mir bestimmt nicht glauben, wenn ich euch sage, dass Ariana wirklich zaubern konnte, und nicht nur sie, sondern auch ihre Brüder und ihre Eltern. Ich hatte das sofort gemerkt, aber natürlich nie etwas davon verraten. Es war mein Geheimnis und ich hätte es mir nicht einfallen lassen, zu Hause etwas davon zu erzählen. Denn erstens hätte mir sowieso keiner geglaubt und zweitens hätte man mir vielleicht verboten, mit Ariana zu spielen, wenn ich von dort mit solchen verdrehten Gedanken wiederkam. Und drittens war mir klar, dass meine Brüder mir keine Ruhe mehr gelassen hätten. Und jetzt war es passiert! Ich hatte keine Ahnung, was Ariana da in ihrem Garten machte, aber ich wusste, dass sie furchtbar erschrecken würde, wenn sich plötzlich diese drei Monster auf sie stürzen würden. Das musste ich verhindern. Ich holte tief Luft und schrie so laut wie möglich: "George, Charles, Peter, hab ich euch erwischt! Darf ich mal fragen, was ihr hier macht?! Warum spioniert ihr hinter unseren Nachbarn her?!" Die drei fuhren herum. Ich war sicher, dass auch Ariana meine Stimme gehört hatte und was immer sie gerade gemacht hatte, jetzt damit aufhören würde. Meine drei Brüder waren nur kurz aus der Fassung gebracht. "Was geht dich das an, was wir hier machen, du kleine Kröte?!" fragte George drohend. "Du willst wohl Prügel?" fügte Charles hinzu. "Das kannst du haben!" sagte Peter triumphierend und alle drei kamen näher. Aber damit hatte ich gerechnet. Ich wartete, bis sie sich von dem Loch entfernt hatten, dann schlug ich blitzschnell einen Haken, sauste zur Hecke und zwängte mich hindurch. Auf der anderen Seite wartete aufgeregt Ariana und zog mich zu sich herüber. Aber jetzt waren Charles, George und Peter nicht mehr zu halten. Unter Wutgeschrei brachen sie ebenfalls durch die Hecke und wollten sich auf uns stürzen, aber wir waren nicht mehr allein. Albus und Aberforth waren zu unserer Unterstützung herbeigeeilt. Albus stürzte sich sofort auf George, während Albus sich Charles vornahm. Ariana und ich nahmen es zusammen mit Peter auf. Es war eine unglaubliche Prügelei, vor allem deshalb, weil meine drei Brüder zu ihrer Verblüffung die Unterlegenen waren. Aber plötzlich war alles zu Ende, ich weiß auch nicht wie. Jedenfalls fanden wir uns alle japsend auf dem Rasen wieder, während Arianas Eltern kopfschüttelnd vor uns standen. "Was geht denn hier vor?" fragte Arianas Vater streng und sah meine drei Brüder der Reihe nach an. George öffnete den Mund, aber schloss ihn gleich wieder. Charles sah aus, als versuchte er sich an etwas zu erinnern, und Peter schien nicht zu wissen, wo er sich befand, denn er sah sich nur verwirrt um. "Nun", sagte Arianas Mutter bedächtig, "ich glaube, ihr solltet jetzt nach Hause gehen. Ich denke nicht, dass ihr noch einmal herkommen werdet." Fasziniert beobachtete ich, wie die drei wortlos den Garten verließen und sich nicht einmal umsahen. Heute weiß ich natürlich, dass ihre Gedanken durch Magie manipuliert wurden, aber damals war ich nur erleichtert und dachte nicht weiter darüber nach. Arianas Eltern hatten von der oberen Etage ihres Hauses beobachtet, wie die Jungen durch die Hecke gebrochen waren und waren sofort in den Garten geeilt. Albus und Aberforth waren durch meine lauten Rufe schon sofort zur Stelle gewesen, denn sie waren gerade dabei, die Ziegen zu füttern. "Ein Glück, dass du die Rotzlöffel bemerkt hast", sagte Albus zu mir, "Ariana hätte nämlich vor Schreck keinen Ton rausgebracht, wenn sie sie überfallen hätten." "Und wer weiß, was die mit ihr angestellt hätten", fügte Aberforth schaudernd hinzu. Es gab schreckliche Geschichten von Kindern, die beim Zaubern traumatisiert worden waren und nur im Krankenhaus leben konnten. Auch Arianas Eltern waren mir sehr dankbar und sorgten später dafür, dass ich eine richtige Ausbildung machen konnte. Ich bin jetzt Krankenschwester und übe meinen Beruf sehr gerne aus. Ariana ist Heilerin geworden und wir sind immer noch beste Freundinnen.