Schreibwettbewerb

Gewinner vom letzten Wettbewerb: Es ist ein wunderschöner Frühlingstag und du machst einen gemütlichen Bummel durch den geheimen Wald zu deinem Waldhaus....

1. Platz - acm1961 aus Aslaug

Die Truhe der Gründer

Oh Mann, war das heute heiß! Ermattet starrte ich auf Seite 403 in "Verwandlung für Fortgeschrittene" und musste feststellen, dass ich den gleichen Abschnitt gerade zum dritten Mal gelesen hatte und kein Wort von dem beschriebenen Sustantivzauber verstand. Ich hatte unglaubliche Kopfschmerzen und beschloss einen Spaziergang zu meinem Waldhaus zu machen. Dort war es bestimmt viel kühler und ich konnte besser lernen.
Und tatsächlich, als ich den ersten Waldweg betrat, der wunderbar im Schatten lag, ließ die Hitze schlagartig nach und ich fühlte mich sofort wohler. Vergnügt summend bummelte ich den Waldweg entlang und überlegte gerade, ob ich der Waldlichtung einen Besuch abstatten sollte, als ich plötzlich eine verzweifelte Stimme hörte.
"Bleib stehen.... wo willst du denn hin.... da ist doch nichts...." Bevor ich mir darüber klar werden konnte, was los war, kam ein Erstklässler aus dem Dickicht gestürzt, oder nein, ein Niffler schoss aus dem Gebüsch und zerrte den Erstklässler, der ihn an der Leine hielt, hinter sich her. Einen Meter vor mir fing der Niffler an, den Weg aufzubuddeln. Der verzweifelte Erstklässler, den ich jetzt als Danio aus Gunnlag erkannte, versuchte, ihn zurückzuzerren, aber wenn ein Niffler einmal Metall gewittert hat, ist er nicht mehr zu halten.
"Was ist bloß mit ihm los", jammerte Danio, "das macht er sonst nie." "Er wird irgendwas gewittert haben", sagte ich achselzuckend, "jetzt gibt er nicht eher Ruhe, bis er es gefunden hat." "Ja, aber was kann hier sein", ereiferte sich Danio und schaute mit wachsendem Entsetzen auf den Niffler, oder besser gesagt, auf das Loch, in dem das Tier verschwunden war, "wir gehen den Weg doch jeden Tag und hier war nie etwas." "Hm, das ist in der Tat merkwürdig", murmelte ich, "wer könnte denn von gestern auf heute hier etwas vergraben haben?" Der Niffler schoss aus der Erde, aber anscheinend nur, um Luft zu holen, denn sogleich verschwand er wieder an der gleichen Stelle. Ratlos sahen Danio und ich ihm zu, wie er das Manöver mehrmals wiederholte und anscheinend immer ärgerlicher wurde. "Da muss etwas ganz Großes aus Metall sein", murmelte ich, "komm, wir helfen dem kleinen Kerl ein bisschen."
Damit zogen wir unsere Zauberstäbe und sammelten mit einem Sammelzauber die Erde ein, die der Niffler aufgewühlt hatte. Bald lag ein ganz schön großer Haufen neben uns, aber der Niffler buddelte immer noch weiter. Schließlich, als das Loch schon fast einen Meter tief war, konnten wir den Niffler sehen, der mit seiner Schnauze an einem Eisengriff rumzerrte. Vorsichtig holten wir noch mehr Erde aus dem Loch und hatten schließlich eine quadratische Truhe freigelegt, die ungefähr so groß war wie ein Couchtisch. Sie schien aus Holz zu sein, sah aber nicht so aus, als hätte sie lange in der Erde gelegen, ganz im Gegenteil, sie sah aus, als wäre sie nie mit Erde in Berührung gekommen und ihre metallischen Beschläge glänzten in der Sonne.
Der Niffler war begeistert, seinen "Schatz" zu sehen und benagte mit Hingabe die Griffe, denen das aber nicht im Geringsten zu schaden schien. "Was da wohl drin ist?", fragte der Danio erwartungsvoll, und bevor ich etwas sagen konnte, hatte er schon seinen Zauberstab genommen, ihn auf das Schloss der Truhe gerichtet und rief: "Alohomora!" Aber die Truhe rührte sich nicht. Ich sprang in die Grube und versuchte, ob ich das Schloss mit meinem Allesöffner-Messer aufbekam, aber das ging auch nicht.
Jetzt wurde mir die Sache unheimlich. "Ich gehe lieber zu Sidsel", sagte ich, "oder warte, ich schicke meine Eule." Damit pfiff ich meinem Waldkauz, der auch gleich angeflogen kam und eine Minute später mit meiner Nachricht an Sidsel abschwirrte.
Während wir auf Sidsel warteten, überlegten Danio und ich, was in der Truhe drin sein könnte. Vielleicht ein Schatz? Oder etwas Unheimliches, das mit schwarzer Magie zu tun hatte? Oder etwas Verbotenes, vielleicht Dracheneier?
Wir mussten uns nicht lange gedulden, schon fünf Minuten später kam Sidsel angelaufen und blieb schnaufend vor der Grube stehen. "Super, ihr habt die Truhe der Gründer gefunden", sagte sie strahlend. Danios Gesicht hellte sich auf. "Von Conis, Thore, Anine und Gersemi?" fragte er entzückt. "Genau", sagte Sidsel zufrieden, "diese Truhe taucht jedes Mal irgendwo auf, wenn sich die Prüfungen ihrem Ende zuneigen. Ich weiß nie, wo das sein wird, denn das ist der besondere Zauber der Truhe. Schon seit Tagen suche ich das Schloss und die Umgebung ab." "Was ist denn da drin?" fragte ich neugierig. "Das weiß ich selbst nicht", gestand Sidsel, "denn die Truhe öffnet sich erst, wenn der letzte Prüfungstag vorbei ist und die Ergebnisse feststehen, aber es waren immer gute Sachen: ein Festessen, Spiele, Abenteuer und auch sonst noch so allerhand, was man braucht, um sich in den Ferien nicht zu langweilen. Wenn die Ferien vorbei sind, schließt sich die Truhe wieder und löst sich in Luft auf - bis zum nächsten Schuljahresende."
"Wow!" sagte Danio ehrfürchtig. "Und wir haben sie gefunden! Naja, eigentlich war es ja er!" Und damit wies er auf den Niffler, der immer noch eifrig die Truhe beschnüffelte. "Er hat sie schon am Waldrand gewittert und war nicht mehr zu halten." "Ja, ein Glück, dass nicht noch mehr Niffler unterwegs waren", kicherte Sidsel, "die hätten hier das Unterste zuoberst gekehrt. Aber jetzt bringen wir die Truhe am besten ins Schloss." Mit vereinten Zauberkräften ließen wir die Truhe vor uns her ins Schloss bis zu Sidsels Büro schweben. "So", sagte Sidsel zufrieden, als sie sie dort in einer Ecke untergebracht hatte, "und zur Feier des Tages gibt es heute Abend etwas besonders Gutes zu essen, sozusagen ein Vorgeschmack auf das Festmahl. Und ihr beide bekommt jeder 50 Punkte extra für euer Haus." "Juhu"! Danio schoss gleich davon, um seinen Freunden davon zu erzählen, und ich machte mich jetzt wirklich auf den Weg zu meinem Waldhaus. Mein Kopf war fühlte sich jetzt ganz leicht an und ich war überzeugt, dass ich den Substantivzauber jetzt sofort begreifen würde.