Der Böse Blick
von 14antonia_weasley07


Eine besondere Form von Flüchen

Flüche sind er gezielte Versuch, Dämonen zu wecken, um einen oder mehrere Menschen mit deren Hilfe zu bestrafen. Ihre Wirkung ist häufig psychologischer Natur, und es gibt verschiedenste Formen von Flüchen, unter denen der "böse Blick" eine Besonderheit darstellt.
Um wirksam zu werden, bedarf es bei vielen Flüchen gewisser Gegenstände, oft in Kombination mit rituellen Handlungen. Deshalb schrieb man in der Antike Verwünschungen und Flüche üblicherweise auf so genannte Fluchtäfelchen und brachte sie verborgen in der Nähe desjenigen an, der geschädigt werden sollte.
Der jüdische Prophet Jeremia schrieb z.B. alles Böse, das über Babylon kommen sollte, auf ein Pergamentblatt. Dann gab er seinem Diener Seraia den Auftrag, es nach Babylon zu bringen, den Text zu verlesen, das Blatt an einen Stein zu binden und in den Euphrat zu werfen. Ebenso wie der Stein sollte auch Babylon sinken und nie wieder auferstehen. Die Germanen benutzten für ähnliche Flüche viereckige Knochenplatten, die einen Runenfluch enthielten.
Die meisten Flüche werden allerdings laut ausgesprochenen. Im alten Irland gab es sogar so genannte Spruchweiber, die Flüche im Auftrag Dritter ausführten. Man bezahlte sie fürstlich für ihre Dienste, doch die Betroffenen zeigten sich eher geschockt als amüsiert.
Der Fluch durch den bösen Blick fällt also aus der Reihe, weil er weder ausgesprochen wird noch eines Rituals bedarf, um wirksam zu werden. Trotzdem ist er eine weit verbreitete Form des Schadenszaubers, dessen geheimnisvolle Kräfte nicht nur Menschen, sondern auch Tiere und Pflanzen schädigen können.


Die Macht der Augen

Weil das Auge Fähigkeiten besitzen soll, verborgene innere Kräfte nach außen zu bringen, wird ihm von jeher eine besondere Macht beigemessen.
Der gefürchtete böse Blick findet sich in den Mythologien zahlreicher alter Völker: Aus antiken Texten erfährt man, dass es bereits in Skythien und bei den Illyrern Frauen gab, die durch ihren zornigen Blick töten konnten. Die altiranische Mythologie kennt die Dämonin Agash, die der personifizierte böse Blick ist, und bei den Kelten galt der einäugige Riese Balor als jemand, der seinen Blick als todbringende Waffe einsetzen konnte. Aus der grieschichen Mythologie ist Medusa bekannt, deren Augen jeden versteinerten, den sie ansah.
Eine Ausnahmeerscheinung bildet in gewisser Weise der sagenhafte Basilisk, der einst einem von einer Kröte bebrüteten Hahnenei entschlüpft sein soll und dessen Blick ebenfalls töten kann, denn unter Tieren ist der mordende Blick eher selten. Er wird überwiegend Menschen unterstellt, häufig solchen, die ohnehin im Verdacht stehen, Hexerei zu betreiben, eher alte Frauen als alte Männer.
Manche Menschen sollen sogar einen dermaßen schädlichen Blick haben, dass sie andere durch bloßes Ansehen in Gefahr bringen - oft ohne es zu wissen und zu wollen.


Abwehrmaßnahmen

Schutz gegen den Schadenzauber des bösen Blicks versprechen Perlen, rote Bänder und Korallenketten.
Im Mittelalter bekämpfte man die gefährlichen Augenbeißer, also jene Hexen, die des bösen Blicks verdächtigt wurden, indem man ihnen die Stirn oberhalb der Augenbrauen mit einem Messer aufritzte.
Im Mittelmeerraum begegnen Menschen dem bösen Blick durch eine Fingergeste, bei der man Zeigefinger und die kleinen Finger ausstreckt. Dieses Abwehrzeichen soll sehr hilfreich sein.