Völkerkunde - 5. Klasse - 1. Quartal

Guten Tag, liebe Schülerinnen und Schüler!
Mein Name ist Amalthea Historia und ich darf euch ganz herzlich zu unserer ersten Völkerkundestunde in diesem Schuljahr begrüßen.
In diesem Unterricht werdet ihr etwas über einige interessante Völker dieser Erde lernen. Ich habe überwiegend Völker ausgewählt, über die sonst wenig berichtet wird. Meistens handelt es sich um Minderheiten, die darum kämpfen, ihr traditionelles Leben weiterführen zu dürfen. Aber ich werde auch aussterbende Völker vorstellen. Natürlich kann ich keine umfassende Darstellung geben. Ich werde mich aber bemühen, wichtige Aspekte herauszugreifen.

In der fünften Klasse beschäftigen wir uns mit Völkern, die den amerikanischen Kontinent bewohnen. Das Thema dieser Stunde sind:

Die Inuit

Geschichte

Die Inuitvölker besiedelten den arktischen Teil Amerikas bereits viele tausend Jahre vor Christus. Damals lag der Meeresspiegel viel niedriger als heute und die Kontinente waren durch Landbrücken miteinander verbunden. Die Vorfahren der Inuit kamen über die damals geschlossene Beringstraße auf dem Landweg aus Sibirien. Sie drangen auf ihrem Weg nach Osten bis nach Grönland vor. Sie wurden von den weiter südlich wohnenden Indianern verächtlich "Eskimo" (Rohfleischesser) genannt. Sie selbst nennen sich "Inuit" (Menschen).
Heute leben noch etwa 100000 Inuit im Norden Kanadas, in Alaska und Grönland.

Lebensweise

Früher zogen die Inuit im Sommer als nomadische Jäger und Sammler zur Küste und legten Vorräte für den Winter an. In den restlichen Monaten zogen sie umher und erlegten Karibus, Robben, Wale und Eisbären. Sie verwerteten jeden Teil des erlegten Tieres als Nahrung, für Kleidung, Zelte, Waffen und Werkzeuge. Im Winter vertrieben sie sich die Zeit mit Musik, Geschichtenerzählen und Spielen.
Heute leben die meisten Inuit in festen Siedlungen. Sie sind in kleinen Familienverbänden organisiert und kennen keine Hierarchie (Rangordnung), auch nicht zwischen Mann und Frau. Allerdings hat jedes Familienmitglied seine festen Aufgaben. Der Mann ist immer noch für das Herbeischaffen der Nahrung zuständig, während die Frau die Kleidung anfertigt. Kinder leben bei den Inuit in einem Kinderparadies. Sie werden umhegt, haben aber alle Freiheiten. Nur im Notfall werden sie durch Verbote gestoppt. Sie werden früh selbstständig und handeln nach ihrem eigenen Willen. Inuit erziehen durch das eigene Vorbild. Die respektvolle Haltung gegenüber Kindern hat auch einen spirituellen Grund. Obwohl die Inuit heute Christen sind, glauben sie, dass die Seele eines Toten auf ein Neugeborenes übergeht, wenn das Baby den Namen des Verstorbenen erhält. Einem Vorfahren würde man aber niemals Vorschriften machen. Ähnlicher Respekt wird den Tieren entgegengebracht. Vor der Jagd werden sie gefragt, ob man sie jagen darf, und nach dem Erlegen werden sie um Verzeihung gebeten.

Kleidung

Die Temperaturen in der Arktis können locker Werte von -50°C und kälter erreichen. Zum Überleben in der Arktis ist die richtige Kleidung wichtiger als Feuer und Nahrung. Am besten schützt Leder- und Fellkleidung vor der starken Kälte. Die Herstellung der traditionellen Kleidung wird auch heute noch von den Frauen übernommen. Früher trugen die Inuit als Unterkleidung ein Kapuzenhemd aus Vogelbälgen, das mit den Federn nach innen getragen wurde. Für ein Hemd wurden 100 Krabbentaucherbälge benötigt. Die Beine wurden mit Kamiks bedeckt. Das sind Unterhosen, die wie Strumpfhosen aussehen. Sie wurden aus Seehund- oder Karibuhaut genäht. In den Kamiks wurden noch Innenstiefel aus Hasenfell getragen. Über die Kamiks zog man Hosen aus Fuchs- oder Eisbärfell. Als nächste Schicht wurden ein Parka aus Karibufell und Fellstiefel übergestreift. Handschuhe aus Seehundfell durften nicht fehlen.

Inuits

Hier seht ihr ein Inuitkind in traditioneller Kleidung. Die Aufnahme wurde im Jahr 1927 gemacht.

Inuitkind in traditioneller Kleidung

So waren die Inuit optimal vor der Kälte geschützt, da die Luft zwischen den Fellhaaren eine ausgezeichnete Isolierung ist. Es ist nicht nur wichtig, dass die Kleidung die Wärme speichert, wenn man sich nicht bewegt. Sie darf auch nicht durch Schweiß feucht werden, wenn man sich anstrengt, da sie dann sofort die Isoliereigenschaften verliert und beim Abkühlen steif gefriert! Die Kleidungsstücke wurden mit Sehnen und Knochennadeln zusammengenäht und mit Stickereien, später auch mit Glasperlen verziert, die die Inuit von weißen Händlern bekamen.

Inuitfrau

Nahrung

Inuit leben hauptsächlich von Fleisch, Speck und Fisch. Sie jagen immer noch Karibus, Robben, Wale und Eisbären.
Heute benutzen sie Gewehre. Früher jagten sie Robben und Wale mit Harpunen und Karibus und Eisbären mit Speeren und Pfeil und Bogen. Die Krabbentaucher wurden im Flug mit Netzen gefangen, die Schmetterlingsnetzen ähneln, aber viel größer waren.
Der Kalorienverbrauch eines Jägers liegt auch heute noch bei 3600 Kalorien. Wie schaffen es die Inuit, ihren Nährstoffbedarf fast ausschließlich durch Fleisch und Speck zu decken ohne krank zu werden? Speck besteht im Wesentlichen aus Fett, einem sehr starken Energielieferanten. Das Fleisch von Wildtieren hingegen enthält fast nur Proteine. Das sind Eiweißstoffe, die zwar wichtig für den Aufbau von Körpergewebe wichtig sind, aber kaum Energie liefern. Dachte man! Auf Europäer und verwandte Völker trifft das tatsächlich zu, aber der Stoffwechsel Inuit setzt die Proteine sehr effizient in Glucose, also Zucker, um. Das ist eine Folge der bereits seit vielen tausend Jahren andauernden Anpassung an ihre Umwelt. Die Vitamine A und D werden durch Fischöle und Robbenspeck aufgenommen. Robbenleber und die Haut des Narwals enthalten sehr viel Vitamin C. Die schwammartigen Teile der Robbenknochen enthalten zudem das für den menschlichen Organismus notwendige Kalzium. Fatal wirkt sich eine Änderung der traditionellen Ernährungsgewohnheiten aus. Die Einführung von Keksen bewirkte reihenweise Magenbeschwerden, kaputte Zähne und Durchfall.

Unterkünfte

Natürlich denkt jeder bei der Behausung der Inuit sogleich an Iglus aus Schnee. Das Wort "Iglu" steht in der Inuitsprache aber allgemein für "Haus". Nur Europäer verbinden damit das kuppelförmige Schneehaus. Diese Wohnform war nur für die Zeit des Umherziehens bei Kälte gedacht. Auch heute geht kein Inuit ohne sein Schneemesser oder seine Schneesäge auf einen Jagdausflug, denn das schnelle Bauen einer Unterkunft kann bei einem Wetterumschwung lebensrettend sein. Ein massives Schneehaus für einen längeren Aufenthalt wird aus quaderförmigen Schneeblöcken einer bestimmten Konsistenz erbaut. Sie werden kreisförmig angeordnet, wobei die oberen Flächen nach innen abgeschrägt werden. Die Blöcke werden in einer sich verengenden Spirale übereinandergestapelt und bilden nach mehreren Runden eine Kuppel. Zum Schluss werden ein paar Eisplatten als Fenster eingesetzt. Der Eingang wird als Tunnel gegraben, damit Wind und Kälte nicht eindringen können. Oft liegt er sogar unterirdisch. Im Iglu werden Temperaturen zwischen -6°C und +4°C erreicht. Das ist im Vergleich zu den -50°C draußen richtig gemütlich. Viel wärmer darf es auf keinen Fall werden, denn dann fängt das Schneehaus an zu schmelzen und durchnässt die Bewohner.

Schneehaus
Auf diesem Bild aus den 20er-Jahren des letzten Jahrhunderts seht ihr einen jungen Inuit, der im Eingangstunnel seines Schneehauses steht, der schräg nach unten in das links sichtbare Haus führt. Ihr könnt sogar das Eisfenster erkennen.
Im Sommer wohnten die Inuit früher in Zelten aus Fell. Sie schliefen aber nicht auf dem Boden, sondern legten im Zelt einen Steinsockel an, den sie mit Steinplatten oder Holz belegten. Das Fellzelt wurde über Holzstangen gespannt, die mit Steinen verankert wurden. Bei schlechtem Wetter wurde ein weiteres Außenzelt darüber gespannt.

Zeltaufbau

Das Winterquartier war früher ein Haus, dessen Steinplattenboden auf Steinblöcken ruhte und dessen Wände und Dach ebenfalls aus Steinplatten errichtet wurde. Manchmal wurden auch Walknochen oder Treibholz verwendet. Das Dach wurde mit Rasenstücken gedeckt. Vor dem Eingang befand sich ein Tunnel aus Steinplatten. Licht gab es durch Öffnungen, die mit Seehunddarm bedeckt waren.

Fortbewegung

Bis ins letzte Viertel des letzten Jahrhunderts wurden zur Fortbewegung meistens Schlitten eingesetzt, die von Hunden gezogen wurden. Sie wurden aus Holz gebaut und mit Lederriemen zusammengebunden. Es gab unterschiedliche Schlittenmodelle, die der jeweiligen Umwelt optimal angepasst waren.

Holzschlitten
Heute sind Motorschlitten gebräuchlich.

Auf dem Wasser fuhren die Inuit mit einem ungefähr 9 m langen Boot, dem Umiak. Es bestand aus Seehundfell, das über einen Rahmen aus Holz und Knochen gespannt wurde. Es konnte 8-9 Mann Besatzung aufnehmen und wurde für Transporte, aber tatsächlich auch zur Waljagd benutzt!

Kajak
Daneben gab es noch das Kajak, ein sehr schlankes, wendiges Boot für eine Person.

Kajak
Es kenterte sehr leicht, aber die Inuit haben schon früh eine Technik entwickelt, das Boot mithilfe ihres Paddels wieder aufzurichten. Das ist auch bitter nötig, weil die meisten Inuit nicht schwimmen können.

Sprache und Schrift

Die Sprache der Inuit besteht aus verschiedenen regionalen Dialekten und ist anders aufgebaut als wir es gewohnt sind.
Hier ein Beispiel:

Tugtoein Karibu
Tugtossuakein großes Karibu
Tugtossuaksiokjage ein großes Karibu
TugtossuaksiokniakIch jage ein großes Karibu.
TugtossuaksiokniakpungaIch werde ein großes Karibu jagen.

Erst mit der Ankunft der Weißen entwickelten die Inuit Schriftsysteme.

Kunst und Musik

Inuit haben schon immer aus Knochen, Holz, Stein und anderem Material, das ihnen zur Verfügung steht, Spielzeug, Kunst- und Kultgegenstände hergestellt.
Spielsachen waren oft Modelle von Dingen, die die Inuit gut kannten oder die die Geschicklichkeit der Kinder schulten.

Puppen mit sorgfältig gearbeiteter Kleidung
Hier seht ihr zwei Puppen mit sorgfältig gearbeiteter Kleidung.

Geschicklichkeitsspiel
Dieses Geschicklichkeitsspiel wurde aus einem Knochen geschnitzt.

Auf Walrosszähne wurden ganze Geschichten eingeritzt.
Walrosszähne

Holz diente zur Herstellung von Tanzmasken.
Tanzmasken

Manchmal stellte ein Inuit einen Tupilak her. Das war ein kleines hässliches Geist-Ungeheuer, das aus Elfenbein oder Speckstein geschnitzt wurde und das einen Auftrag bekam. Hier seht ihr einige dieser unheimlichen Gestalten.

Tupilaks
Der Tupilak sollte beispielsweise einen Feind vernichten oder ihm einen Denkzettel verpassen.

Aber es wurden auch sehr schöne kleine Plastiken aus Speckstein gearbeitet. Diese Statue stellt einen Inuitjungen dar, der an einem Loch im Eis auf das Auftauchen einer Robbe wartet.

Statue eines Inuitjungen

Heute werden die meisten Kunstgegenstände für Touristen hergestellt.
Streit wurde oft durch Gesangswettkämpfe ausgetragen, bei denen die Gegner abwechselnd scheibenförmige, flache Trommeln schlugen und Schmähgesänge hören ließen. Derjenige, der am gemeinsten und lautesten sang, hatte gewonnen. Noch heute werden Kehlkopfgesänge vorgetragen, bei denen sich entweder zwei Frauen gegenüberstehen oder der Mann seine Frau mit einer Trommel begleitet.


Und hier sind eure Hausaufgaben!

Ihr könnt für die Hausaufgabe auch [ dieses Word-Dokument ] benutzen.

Löst das folgende Silbenrätsel. Für jedes herausgefundene Wort erhaltet ihr drei Punkte.

ak - ar - be - ben - ben - bu - cher - chie - es - hier - ig - jak - ka - ka - ka - ki - krab - lak - lu - men - mi - miks - mo - pi - ri - ring - rob - schwim - se - speck - stras - tau - tu - u

1. Über diesen Weg kamen die Vorfahren der Inuit nach Amerika
2. So wurden die Inuit verächtlich von den Indianern genannt
3. Dieses Tier wird von den Inuit gejagt
4. Das kennen die Inuit untereinander nicht
5. Aus den Bälgen dieser Vögel wurden früher die Unterhemden der Inuit genäht
6. So nennt man die Unterhosen der Inuit
7. Da ist viel Vitamin A und D drin
8. So heißt bei Europäern das Schneehaus der Inuit
9. So heißt das Boot, mit dem die Inuit auf Walfang gingen
10. So heißt das Ein-Mann-Boot
11. Das können die meisten Inuit nicht
12. Kleines geschnitztes Geist-Ungeheuer

Zusatzaufgabe für besonders eifrige Schüler, die gern mehr Punkte haben möchten:
Überlege, warum die meisten Inuit nicht schwimmen können.

Ich hoffe, der Unterricht hat euch Spaß gemacht und wir sehen uns im nächsten Quartal wieder.

Habt ihr Fragen oder Anregungen? Nutzt den Hausaufgabenthread im Schulforum! Ich werde mich bemühen, jede Frage so schnell wie möglich zu beantworten.



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Das Copyright dieses Unterrichtstextes liegt ausschließlich bei acm1961 · Mail: acm1961@gmx.de · Dieser Unterricht wurde nur in Mandragoras veröffentlicht.