Guten Tag, liebe Schülerinnen und Schüler!
Mein Name ist Amalthea Historia und ich darf euch ganz herzlich zu unserer dritten Völkerkundestunde in diesem Schuljahr begrüßen.
In diesem Unterricht werdet ihr etwas über einige interessante Völker dieser Erde lernen. Ich habe überwiegend Völker ausgewählt, über die sonst wenig berichtet wird. Meistens handelt es sich um Minderheiten, die darum kämpfen, ihr traditionelles Leben weiterführen zu dürfen. Aber ich werde auch aussterbende Völker vorstellen. Natürlich kann ich keine umfassende Darstellung geben. Ich werde mich aber bemühen, wichtige Aspekte herauszugreifen.
In der fünften Klasse beschäftigen wir uns mit Völkern, die den amerikanischen Kontinent bewohnen. Das Thema dieser Stunde sind:
Die indigenen Völker der Karibik
Siedlungsgeschichte
a) Die ältesten Siedlungsspuren in der Karibik sind in der Dominikanischen Republik zu finden und lassen sich auf etwa 5000 v. Chr. datieren. Die Ureinwohner lebten vermutlich als Jäger und Sammler. Sie hinterließen Steinritzungen und Felsinschriften. Außerdem wurden Steinwerkzeuge und Kultgegenstände gefunden.
b) Ihnen folgten die Ciboney, deren Kultur sich auf die Zeit um 2000 v. Chr. festlegen lässt. Auch sie kamen über das Stadium der Jäger und Sammler nicht hinaus. Bei Ausgrabungen fand man Stein- und Knochenwerkzeuge, sowie Muschelansammlungen.
c) Die kulturell höher stehenden Arawaken versklavten die Ciboney, deren Kultur um 1500 v. Chr. endgültig unterging. Von den Arawaken weiß man, dass sie sich in verschiedene Stämme aufspalteten. Sie entwickelten verschiedene Keramikstile und betrieben als Erste Ackerbau. Außerdem verfeinerte sich die Sozialstruktur.
Taino-Kultur
Die von den Arawaken entwickelte Taino-Kultur war die höchststehende in der Karibik. Sie ist durch zahlreiche Funde belegt, z. B. stilvolle Keramikarbeiten (Schalen, Krüge, Figurengefäße mit vielen Ornamenten), Steingegenstände (Hämmer, Keile, Mörser, Mahlsteine), Holzgegenstände (Boote, Musikinstrumente, Kultgegenstände), Knochengegenstände (Nadeln, Schaber, Figuren), Kettenglieder aus Molluskenschalen und Schmuck und Einlegearbeiten aus Gold, dem einzigen bekannten Metall. Ihren Toten gaben die Taino Grabbeigaben mit, ein Hinweis, dass sie bereits an ein Leben nach dem Tod glaubten.
Die Gesellschaft der Taino gliederte sich in drei Klassen:
Die oberste Klasse bildeten die Nitaino. Sie waren die Führungsschicht, der lange Arm des Kaziken, des Häuptlings. Sie besaßen politische Macht und kontrollierten die Wirtschaft weit über ihren Ortsbereich hinaus. Die zweite Klasse waren die freien Stammesmitglieder. Die dritte Klasse bestand aus Sklaven, Angehörigen fremder Stämme. Sie wurden Naboria genannt und mussten den Nitaino dienen.
Ackerbau wurde mithilfe von Brandrodung betrieben. Das Hauptnahrungsmittel war Maniok. Aber es wurden auch Mais, Bohnen, Yuca (eine kartoffelähnliche Wurzel), Kürbisse, Erdnüsse, Pfeffer und Ananas angebaut. Zum Pflanzen wurden hölzerne Grabstöcke benutzt.
Haustiere waren bei den Taino unbekannt. Das Fleisch- und Milchdefizit wurde durch die Jagd auf Echsen und andere Kleintiere mit dem Speer, sowie den Fischfang mit Speerschleudern ausgeglichen.
Kleidung benötigten die Taino bei dem ganzjährig milden Klima nicht. Nur die verheirateten Frauen trugen eine Art Schürze, die Nagua genannt wurde.
Die Unterkünfte bestanden aus riedgedeckten glockenförmigen Hütten, die ein Haufendorf bildeten. Die größte Hütte, die Bohio, wurde vom Häuptling bewohnt. Geschlafen wurden in Hamaca (Hängematten).
Bei Festlichkeiten war Körperbemalung mit rötlichen Pflanzenfarbstoffen üblich. Das Haar wurde sorgfältig gepflegt und Schmuck aus Ton, Knochen und Gold angelegt.
Ein wichtiges Fest war das Areyto-Fest, das durch die gesamte Dorfbevölkerung mit Gesang und Tanz begangen wurde. Zu den alten Musikinstrumenten gehörten die Maracas, Rasseln, die heute noch in ähnlicher Form verwendet werden. Außerdem wurden vom Kaziken alte Sagen und Legenden vorgetragen.
Beim Cohoba-Kult versetzten der Kazike und sein Medizinmann sich durch das Rauchen von pflanzlichen Drogen in einen Trance-Zustand, um Halluzinationen zu bekommen.
Die Taino betrieben eine Mannschafts-Ballsportart, die heute auch in Europa Anhänger gefunden hat. Ein Ball aus Hartgummi wurde mittels des Körpers, aber ohne Zuhilfenahme der Hände und Füße, weiterbewegt. Als Hilfsmittel wurden Hüftringe getragen. Wenn der Ball zu Boden fiel, war das Spiel verloren.
Um ihr Inselreich zu beherrschen, das sich von Puerto Rico über Hispañiola bis nach Ost-Kuba erstreckte, bauten die Taino 30 m lange Plankenkanus, die einige Dutzend Menschen befördern konnten und erstaunliche Geschwindigkeiten erreichten.
Von der Sprache der Taino ist wenig bekannt. Einige Worte haben allerdings die Vernichtung durch die Spanier überlebt und werden heute noch auf der ganzen Welt gebraucht, z. B. Hurrikan (huracán), Tabak (tabaco), Barbecue (barbacoa), Kanu (canoa).
Die Taino waren die Ersten, auf die Christoph Kolumbus bei seiner Seereise stieß. Sie hatten gegen die spanischen Eroberer, die sie arglos begrüßten, keine Chance und wurden restlos vernichtet. Hier seht ihr ein Gemälde, wie sich der heute lebende indianische Künstler Lennox Honychurch die Ankunft der ersten Europäer vorstellt.
Kariben
Die Kariben drangen vermutlich im 11. Jahrhundert n. Chr. mit schnellen seetüchtigen Einbäumen aus den Urwäldern und Sümpfen über die Flüsse und Küsten Guayanas und Surinams bis zu den Kleinen Antillen vor. Im 14. Jahrhundert verübten sie auch Überfälle auf Puerto Rico und den Ostteil Hispañiolas.
Sie waren das einzige Volk, das den weißen Eroberern 250 Jahre erbitterten Widerstand leistete.
In der Karibik waren sie allerdings ansonsten nicht gerne gesehen, denn ihre Waffentechnik war den dort ansässigen Stämmen überlegen. Sie eroberten immer mehr Inseln. Gefürchtet waren ihre giftigen Pfeil- und Wurfgeschosse sowie ihre Holzkeulen, die Butus. Sie gelten als Erfinder des Pfeilgiftes Curare. Sie nahmen bei ihren Überfällen ganze Dörfer gefangen, zwangen die Männer in die Sklaverei und die Frauen in die Ehe.
Ihre Dörfer lagen versteckt an der dem Wind abgewandten Seite der Inseln. Zentrum war das 20-30 m lange Männerhaus, um das sich die einzelnen Hütten der Frauen gruppierten.
Ackerbau wurde dadurch betrieben, dass immer neue Lichtungen in den Urwald gebrannt wurden, auf denen Maniok, Mais, Bohnen, Paprika, Ananas und Tabak angebaut wurden. Wenn der Boden erschöpft war, drang man im Wanderfeldbau tiefer in den Urwald vor.
Der Jenseitsglaube, der durch die Schamanen lebendig gehalten wurde, war sehr ausgeprägt. Die Kariben glaubten, dass die Seelen der verbrannten Toten sich mit denen der Ahnen vereinigten. Die Körperbemalung spielte bei den kultischen Handlungen eine große Rolle.
Durch europäische Berichterstatter wurden Fälle von Kannibalismus bekannt und unglaublich aufgebauscht. Die Behauptung, die Kariben würden sich von Menschenfleisch ernähren, ist schlichtweg falsch. Sie verzehrten Menschenfleisch allenfalls im Rahmen streng regulierter ritueller Handlungen. Man glaubte, dadurch den Mut und die Kampfeskraft der Feinde auf sich übertragen zu können oder sie doch wenigstens unschädlich zu machen.
Das alles ist kein Vergleich zu den Massenermordungen und grausamen Folterungen an der indigenen Bevölkerung, deren sich die Europäer geradezu rühmten. Hier seht ihr den Ausschnitt eines Wandgemäldes, das ein Massaker aus dem Jahr 1674 darstellt, bei dem britische Truppen 80 Kariben umbrachten.
Das einzige Interesse der Europäer bestand in der wirtschaftlichen Ausbeutung des neu entdeckten Landes. Rücksichtslos versklavten sie die indigene Bevölkerung und ließen in Goldminen bis zum Zusammenbruch schuften.
Mitte des 18. Jahrhunderts waren auch die Kariben durch die Europäer fast ausgerottet worden. 1903 wurde für die letzten Überlebenden auf Dominica ein Reservat eingerichtet, wo heute die letzten 300 Nachfahren dieses stolzen Volkes leben.
Und hier sind eure Hausaufgaben!
Ihr könnt für die Hausaufgabe auch [ dieses Word-Dokument ] benutzen.
Löst das folgende Silbenrätsel. Für jedes herausgefundene Wort erhaltet ihr drei Punkte.
a - a - ba - bäu - bo - bo - ca - ca - cas - ci - do - ein - gu - ha - hi - ka - kan - ke - lis - ma - ma - ma - me - mi - mus - na - ney - ni - ni - ni - ni - no - ken - o - ok - ra - ra - tai - wa - zi
1. Siedler nach den ersten Bewohnern der Karibik
2. Entwickler der Taino-Kultur
3. oberste Klasse der Taino
4. Hauptnahrungsmittel der Taino
5. Schürze der Taino-Frauen
6. Häuptlingshütte
7. Häuptling bei den Taino
8. Bezeichnung für Hängematte
9. Rasseln der Taino
10. Boote der Kariben
11. Das wurde den Kariben vorgeworfen.
12. Insel, auf der die letzten Überlebenden der Kariben leben
Zusatzaufgabe für besonders eifrige Schüler, die gern mehr Punkte haben möchten:
Der spanische Pater Bartolomé de las Casas (1474-1566) setzte sich für die Rechte der indigenen Bevölkerung ein. Leider machte er einen ziemlich schlimmen Vorschlag, den er später bitter bereute. Versuche etwas darüber herauszufinden.
Ich hoffe, der Unterricht hat euch Spaß gemacht und wir sehen uns im nächsten Quartal wieder.
Habt ihr Fragen oder Anregungen? Nutzt den Hausaufgabenthread im Schulforum! Ich werde mich bemühen, jede Frage so schnell wie möglich zu beantworten.
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